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Historische Kapelle im Haus Kremser Straße 18

Historische Kapelle im Haus Kremser Straße 18

Die Hauskapelle im Gebäude Kremser Straße 18 ist ein bemerkenswertes spätgotisches Bauwerk, das um 1528 entstand und der letzten manieristischen Phase dieser Epoche zuzuordnen ist. Sie wurde an die Nordostecke des Gebäudes angebaut und stellt mit ihrer schlichten, aber kunstvollen Gestaltung ein bedeutendes Zeugnis spätmittelalterlicher Sakralarchitektur in Weißenkirchen dar.

Die Kapelle weist einen polygonalen 5/8-Schluss auf und wird von einem kunstvollen Rautengewölbe überspannt, dessen Rippen auf sechs Konsolen ruhen. Besonders auffällig sind zwei Konsolen an der Südwand mit außergewöhnlich aufwendigen Profilierungen, die typisch für die letzten Jahre der Spätgotik sind. Eine Tartsche mit einem Eichenast als Wappen verweist auf den Bauherrn Paul Aichperger, der als Schulmeister und Notar in Weißenkirchen tätig war. Es wird vermutet, dass der schmale Keller unter der Kapelle ursprünglich als Gruft für Aichperger diente. Da ein direkter Zugang vom profanen Hauskeller zur Gruft der geweihten Funktion widersprochen hätte, dürfte eine ältere Öffnung an der Westseite zunächst verschlossen, nach Aichpergers Tod temporär geöffnet und später wieder versiegelt worden sein.

Drei Fenster sorgen für eine natürliche Belichtung des Raumes. Das nördliche Maßwerkfenster zeigt eine gekehlte Profilierung, während das westliche Spionfenster den Hofeingang im Blick behielt. Das südöstliche Fenster wurde im Barock oder 19. Jahrhundert erweitert und mit einem Steckgitter versehen.

Die Kapelle wurde nie mit figuralen Fresken ausgestattet, sondern war stets schlicht in hellen Tönen gehalten. Im 19. Jahrhundert erfolgten tiefgreifende Umbauten: Der Zugang zur Kapelle sowie die einstige Gruft wurden verändert, eine neue Falltür zur Gruft geschaffen und der ursprüngliche Zugang endgültig geöffnet, als die Gruft in einen Keller umfunktioniert und an den benachbarten barocken Keller angeschlossen wurde. Schließlich wurde über der Kapelle eine Terrasse errichtet. Die Eigentümer wechselten mehrfach; 1963 ging das Gebäude an die heutigen Besitzer über.

Heutiger Zustand und Kunstprojekt »Camouflage-Himmel«

Im Zuge umfassender Umbau- und Restaurierungsarbeiten ab 2020 wurde die Kapelle behutsam instandgesetzt. Im Rahmen eines Kunstprojekts der österreichischen Künstlerin Catrin Bolt wurde das historische Gewölbe mit bunten Camouflage-Textilien überspannt, die in möglichen Himmelsfarben gestaltet sind.

Dafür wurde Camouflage-Mode und Militärkleidung aufgetrennt und zu einem großflächigen Patchwork vernäht, das exakt an die Gewölbeflächen angepasst wurde. Die Gestaltung greift historische Kirchengewölbe mit Himmelsszenen auf, verweist aber zugleich auf die militärische Geschichte von Camouflage-Mustern. Diese wurden ursprünglich für Tarnung entwickelt, später jedoch auch als modisches Element adaptiert und fanden so Eingang in unseren Alltag.

Die Verbindung von Sakralraum und militärisch geprägter Symbolik wirft Fragen zur historischen Rolle der Kirche in Eroberungen und Missionierungen auf. Camouflage steht für das Aneignen und Beherrschen von Landschaften, aber auch für die Konstruktion von Zugehörigkeit und Identität. Die farbige Gestaltung erinnert an Kirchenfenster und thematisiert zugleich die Vorstellung vom »einzig richtigen Glauben« und dem angestrebten Platz im Himmelsreich.

Das Kunstprojekt verleiht der Kapelle eine moderne, kritische Dimension, indem es historische und zeitgenössische Bedeutungen miteinander verbindet und Raum für Reflexion über Religion, Macht und Identität schafft.

Fotos © Daniela Matejschek

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Anfahrt
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So reisen Sie öffentlich an:

  1. Mit der Bahn bis Krems Bahnhof
  2. Umsteigen in den Bus Wachau-Linie 715
  1. Mit der Westbahn bis Melk Bahnhof
  2. Umsteigen in den Bus Wachau-Linie 715
  1. Mit der Wachaubahn bis Weißenkirchen
  1. Mit dem Schiff bis Weißenkirchen
  2. Mit dem Leihrad bis zur nextbike Station Weißenkirchen Bahnhof oder bis zur Station Weißenkirchen Rollfährestraße
  1. Mit der Donaufähre von St.Lorenz nach Weißenkirchen
  2. Mit dem Leihrad bis zur nextbike Station Weißenkirchen Bahnhof oder bis zur Station Weißenkirchen Rollfährestraße
Kontakt

Kremser Straße 18
3610 Weißenkirchen i.d.Wachau

+43 660 43 88 710

buero@dasbogerl.at

Weinbar: Das Bogerl